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Kitzingen am Main

Da mach ich nicht mehr mit - Kirche am Wendepunkt

Da mach ich nicht mehr mit!“ - so höre ich es dieser Tage oft. Es ist wie ein Tsunami, den die Kirche momentan erlebt. Selbst mir fällt es bisweilen schwer, zu sagen: „Ich bin katholisch und das gerne.“

Es ist nicht zu beschreiben, was da durch das Gutachten aus München transparent auf dem Tisch liegt. Kirche ist wirklich, wie das Kardinal Marx vor längerer Zeit einmal gesagt hat, an einem toten Punkt angekommen, an dem es nicht mehr so weiter geht. Man glaubt uns nicht mehr! Das ist eigentlich das schlimmste, was einer Institution, der es um den Menschen geht, passieren kann.

Doch wie jetzt richtig reagieren auf diesen unermesslichen Skandal, der nicht nur einen Einzelnen betrifft, der gesündigt hat, sondern das ganze System Kirche ergriffen hat? Ein weiter so wird nicht mehr funktionieren.

Nicht die säkulare Welt ist schuld, sondern die Kirche, die eine Scheinwelt aufbaute, in der es wichtiger war, Priester zu schützen und dafür Kinder zu opfern.

Ich bin sicher, der Theologe Halik hat recht, wenn er sagt: Die Zeit der leeren Kirchen wird sich fortsetzen. Nur wenn es der Kirche gelingt, Abschied von dem zu nehmen, was nicht mehr trägt, gibt es für die Kirche eine Zukunft.

Was meint er damit:

Nicht die Welt gilt es zu ändern, sondern die Kirche. Kirche darf sich nicht leiten lassen von der Angst um Macht, von einem kreisen um sich selbst. Kirche rettet sich nicht durch eine Ghettoisierung. Nur wenn sie die Fragen der Menschen in den Mittelpunkt stellt und ihnen bei der Suche nach Gott hilft, können sie eine Antwort für sich finden.

Für mich gibt es da einige offene Baustellen, die bearbeitet werden müssen, wenn Kirche eine Chance zum Überleben haben will. Theologe Halik formuliert es so:

1.) Keiner, der anders lebt, ob hetero oder homo, ist ausgeschlossen bei der Suche nach Gott. Für alle ist er zu uns gekommen. Kirche ist für die Menschen da.

2.) Menschen am Rande, besonders Kinder, finden unsere besondere Zuwendung. Bereits Jesus hat uns das ins Stammbuch geschrieben, als er Kinder in die Mitte stellte und sagte: Ihnen ist das Himmelreich.

3.) Als Suchende feiern wir in den Gottesdiensten den, den wir für das Leben brauchen. Keiner ist ausgeschlossen, weil er anders lebt und denkt.

Es wäre eine tolle Erfahrung, wenn Kirche ein Ort wäre, an dem ich Gott für mein Leben entdecken kann.

Das mache ich nicht mehr mit - das ist keine Lösung für mich. Viel lieber bleibe ich „drin“ in der Kirche und versuche anderen auf Augenhöhe zu begegnen, um mich mit ihnen auf den spannenden Weg zu machen, Gott mitten unter uns zu finden.

Kirche hätte gute Chancen dafür, dass sie auch künftig gebraucht wird. Ich muß nur bereit sein, bis hinauf in den Vatikan, Kirche ein neues Gesicht zu geben. Danke, wer dabei mithilft.

Dekan Gerhard Spöckl